Zur Geschichte der Schule Wulfsdorf

Unsere Schule ist mehr als dreihundert Jahre alt.

Die Schulchronik geht bis vor 1700 zurück. 1680 wird die Schule erstmals urkundlich erwähnt. Der Schulkaten stand damals auf dem Gebiet des späteren Armenhauses, das noch heute als Wohnhaus genutzt wird.

Bis 1747 befand sich die Schule unter der Aufsicht der Kirche in Krummesse, danach erkannte Lauenburg die lübische Hoheit über Wulfsdorf an.

1819 wird ein Lehrer Westphal gerühmt, dem "das nutzlose Herplärren der Katechismen" wie in der Kirche geübt, missfiel und eine Lesemaschine entwickelte, mit der er allen Schülern das Lesen beibringen wollte. Bekannt geworden sind außerdem seinbe Versuche, Schüler freie Aufsätze schreiben zu lassen. Auf Betreiben des damaligen Krummesser Pastors, der diese Erziehung zur Selbstständigkeit und zum eigenen Denken als kirchlichen Affront betrachtete, wurde Westphal unter Vorwürfen, die selbst auf seinen Antrag nicht untersucht wurden, entlassen.

In der Zeit um 1840 galt die Schule Wulfsdorf unter dem Lehrer Plaß als die beste im ganzen Umkreis.

1889 wurde unter preußischer Hoheit das neue Schulhaus mit zwei etwa 60 qm großen Klassenräumen gebaut, in dem wir uns noch heute befinden. Damals wurden etwa 120 Kinder in zwei Klassen unterrichtet. Schulleiter war Heinrich Behrens, der mit seiner Familie und einer weiteren Lehrerin in diesem Haus lebte. Bezirksschullehrer Behrens war ein Freund des anschaulichen Unterrichtens. Er liebte es, Kenntnisse im Modell zu vermitteln. So wird erzählt, dass er Schülerinnen und Schüler, um ihnen die Gestalt einer Schildkröte nahezubringen, mit Kartoffelkörben auf dem Rücken im Klassenzimmer umherlaufen ließ.

In den Jahren bis nach den beiden Weltkriegen pendelten sich die Schülerzahlen um die 80 ein.

Mit Ende des 2. Weltkrieges erreichten die Flüchtlingsströme auch Wulfsdorf. 358 Kinder wurden in den vorhandenen zwei Räumen von 7 bis 18 Uhr von 11 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Der Saal der damals gegenüberliegenden Gaststätte durfte als zusätzlicher Schulraum genutzt werden.

1953 entstand eine Nebenstelle für die Jahrgänge 1 und 2 in Blankensee.

1954 wurde das zweite Gebäude, der Pavillon oder das sogenannte Nebengebäude, fertiggestellt. Nun konnten die 8 Jahrgänge in vier jahrgangsübergreifenden Klassen unterrichtet.

Seit 1955 pendelten sich die Schülerzahlen um 200 ein. In den 60er Jahren begann auch in Wulfsdorf der Strukturwandel deutlich zu werden. Flüchtlinge bekamen Arbeit und zogen aus den Baracken in andere Stadtgebiete, immer weniger Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft und die verbliebenen Wulfsdorfer zeugten immer weniger Kinder.

1973 wurden die Schuleinzugsbereiche in der Hansestadt Lübeck neu geschnitten, Blankensee und Strecknitzer Tannen wurden der Schule Grönauer Baum zugeordnet.

Als die Gesamtschülerzahl nur noch knapp 70 betrug, wurde 1977 die Hauptschule aus ökonomischen und pädagogischen Gründen aufgelöst, lediglich der Grundschulteil der Schule blieb erhalten.

 

 

 

 

Grußwort der Festschrift von 1989

Zum 100-jährigen Geburtstag des Schulhauses der Schule Wulfsdorf wurde 1989 eine Festschrift herausgegeben, aus der das folgende Grußwort stammt:

In diesem Jahr wird unser Schulhaus 100 Jahre alt.

Die Schule selbst wird zwar bereits im 17. Jahrhundert urkundlich erwähnt, jedoch teilte sie das Schicksal vieler Landschulen, was ihre Räumlichkeiten betraf: Zunächst gab es gar kein festes Schulhaus. Der Lehrer, der Schule hielt, tat dies in seinen eigenen vier Wänden.

Erst im Jahre 1814 erwähnt die Chronik den Brand und 1815 den Wiederaufbau des Schulkatens: Zwei Kammern, eine Wohnstube und eine Schulstube von 17,75 qm stehen dem Lehrer nun zur Verfügung. 1836 wird das Schulzimmer auf 45 qm für damals 70 Schulkinder erweitert.

Unter dem Einfluß Preußens entsteht 1889 unser heutiges Schulhaus am Krog, das am 14. Oktober eingeweiht wurde. Es ist ein für damalige Verhältnisse wahrhaft großzügiges Gebäude. 120 qm Schulraum bietet es in zwei Klassen für nunmehr 120 Schulkinder, für jedes Kind einen ganzen Quadratmeter!

Nachdem der Schule das Auf und Ab zweier Weltkriege, der Flüchtlingsstrom nach dem Kriege und damit verbunden ein Neubau mit zwei weiteren Räumen, mit zunehmendem Schülerschwund letztlich das Abtrennen der Hauptschule beschieden war, stehen der Grundschule heute drei Klassenräume und ein Gymnastikraum zur Verfügung - mithin eine räumliche Verbesserung auf 6 qm pro Schulkind.

Aber nicht die äußeren Bedingungen allein schaffen ein Schulklima. Dazu kommen viele andere -auch gefühlsmäßige- Anteile, von denen ich hier nur einige nennen will:

Die Schülerinnen und Schüler und deren Eltern fühlen sich ihrer Schule über den unterrichtlichen Bereich hinaus verbunden. Sie übernehmen Aufgaben für die Schule und in der Schule und geben damit den Rahmen für gemeinschaftliches Handeln.

Die Bewohner der Dorfgemeinschaften nehmen regen Anteil an dem, was in der Schule geschieht, sie sind stets bereit, schulische Aktivitäten zu fördern und mit zu tragen.

Und die Schule selbst?

Nicht nur vormittags, sondern auch nachmittags und abends stehen die Türen offen. Die Mitglieder des Sport- und Freizeitvereins, der Feuerwehr, der Kinderstunde Krummesse und Teilnehmer von Volkshochschulkursen treffen sich hier zu vielerlei Aktivitäten.

Mit der festlichen Eröffnung der Ausstellung am 01.07.89, der Theateraufführung der Kinder und dem Klönschnack der Ehemaligen am 07.07.89 und demtraditionellen Schulfest mit abschließendem Tanz am 08.07.89 wollen wir gemeinsam den Geburtstag unseres Hauses feiern.

Alle, die hier ein- und ausgingen und -gehen, alle, die sich mit der Schule verbunden fühlen, sind dazu herzlich eingeladen.

Gisela Schneider
Schulleiterin

Lübeck-Wulfsdorf, Juli 1989